Glossar (wichtige Begriffe)

Die Website HorizonteNord nutzt Fachbegriffe aus dem Lebensumfeld von Menschen mit Behinderung. Im Glossar sind sie in alphabetischer Reihenfolge geordnet und werden in einfacher Sprache näher erklärt.

A

Akquise (aus dem Lateinischen) Etwas suchen und finden. Der Job Coach sucht zum Beispiel Praktikumsplätze.

Ambulante Betreuung Hilfe und Unterstützung, die man in den eigenen vier Wänden bekommt.

Arbeitsagentur (oder Agentur für Arbeit, früher wurde sie Arbeitsamt genannt) Die Arbeitsagentur hilft bei der Arbeitsplatzsuche und Ausbildungsplatzsuche. Sie ist zuständig für

  • alle Arbeitslosen, die gerade ihre Arbeit verloren haben. Die Arbeitsagentur bezahlt für eine bestimmte Zeit Arbeitslosengeld. Danach bekommt man Hartz IV.
  • Jugendliche, die die Schule beendet und keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.
  • junge Menschen mit Behinderung, die die Schule beenden werden.

Arbeitsassistenz Der Arbeitsassistent hilft dem Mensch mit Behinderung, direkt in einer Firma bestimmte Aufgaben zu üben und zu erlernen, die er noch nicht alleine schaffen kann, weil sie neu sind. Das kann ein paar Tage dauern oder länger.

ARGE (Arbeitsgemeinschaft) Wer Hartz IV beantragen will, tut das bei der ARGE. Die ARGE ist eine Verwaltung, vermittelt aber auch 1,00€ Jobs und hilft bei der Arbeitsplatzsuche.

Ausbildungsgeld Wird in einer Werkstatt für behinderte Menschen gezahlt und im betrieblichen Berufsbildungsbereich. Im ersten Jahr bekommt man 63,00€/Monat, im zweiten Jahr 72,00€ im Monat.

Aufwand Die Menge an Zeit und Geld, die gebraucht wird, um etwas Bestimmtes zu erreichen.

Ausgleichsabgabe Ein bestimmter Geldbetrag, den in Deutschland Firmen an den Staat bezahlen müssen, die zu wenig Menschen mit Behinderung eingestellt haben.

Außenarbeitsplatz Als Mitarbeiter im Arbeitsbereich einer WfbM kann man auf einem Außenarbeitsplatz tätig sein. Offiziell gehört man zur WfbM und bekommt von dort weiterhin sein Geld, arbeitet aber praktisch jeden Tag in einer richtigen Firma. Man wird von der WfbM weiter begleitet. Man kann ohne zeitliche Begrenzung auf einem Außenarbeitsplatz arbeiten.

B

Behindertenbeauftragter Kümmert sich um alles, was mit Behinderung zu tun hat. Es gibt sie in vielen Bereichen der Politik. Ihr Ziel ist die Verbesserung der Situation der Menschen mit Behinderung.

BEO Berufliche Erfahrung und Orientierung. Ein Unterrichtsteil, bei dem die Schüler in verschiedenen Praktika berufliche Erfahrungen sammeln können.

Betriebserkundung (Firmenbesuch) Besuch in einer Firma, Fabrik oder einem Geschäft, um die jeweilige Arbeit vor Ort kennen zu lernen.

Berufsgenossenschaft Eine berufliche Versicherung. Sie bezahlt die Hilfe nach Unfällen, die während der Arbeitszeit passiert sind, wenn man z. B. nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann.

Berufshaftpflicht Eine berufliche Versicherung. Sie bezahlt z. B. die Dinge, die bei der Arbeit versehentlich kaputt gegangen sind.

Betrieblicher Berufsbildungsbereich Beschreibt das Arbeiten und Lernen in Firmen, obwohl man Mitarbeiter einer WfbM ist. Einige WfbM bieten die betriebliche Berufsausbildung an. Die Dauer beträgt zwei Jahre und drei Monate.

Betrieblicher Berufsbildungsbereich (außerhalb einer WfbM) Das Arbeiten und Lernen in Firmen mit der Unterstützung eines Job Coaches. Die Dauer beträgt zwei Jahre und ist mit dem persönlichen Budget möglich.

Berufswegekonferenz Regelmäßige Treffen im Förderzentrum für die berufliche Zukunftsplanung der einzelnen Schüler. Teilnehmer sind Schüler, Eltern, Lehrer und Vertreter der Leistungsträger.

Berufswegeplanung Die Planung in der Schule, wie sich der Schüler praktisch während der Schulzeit auf eine Arbeit vorbereiten kann.

Bildungsträger Sind Einrichtungen, die alle möglichen, kostenpflichtigen Kurse anbieten (Computer, Sprachen, Zeichnen, Kochen und sogar Berufe).

Budgetassistenz Notwendige Unterstützung und Beratung, um Geld aus dem persönlichen Budget so auszugeben, dass die vereinbarten Ziele erreicht werden können.

Budgetnehmer oder Budgetnehmerin Ein Mensch mit Behinderung, der Geld bekommt, um sich seine Unterstützung selbst einkaufen zu können.


C

careNETZ Service gGmbH Ein Unternehmen, das im sozialen Bereich für die Landesregierung in Schleswig-Holstein Projekte entwickelt und durchgeführt hat.


E

Eingangsverfahren Die ersten 3 Monate in einer WfbM. Sie dienen zur Orientierung und Prüfung, ob die Werkstatt das Richtige für diesen Menschen mit Behinderung ist.

Eingliederungshilfe Definiert im Sozialgesetzbuch 12 (abgekürzt: SBG XII). Sie ist für Menschen mit Behinderung gedacht und bezahlt Hilfen, die man wegen der Behinderung dringend braucht. Es gibt zwei wichtige Teile der Eingliederungshilfe: 1. Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft (Wohnen, Freizeit, Gesundheit…) 2. Teilhabe am Arbeitsleben (Ausbildung und Arbeit)

Eingliederungszuschüsse Können vom Integrationsamt oder der Arbeitsagentur an Firmen gezahlt werden, die einem Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz geben möchten.


G

Gemeinsame Servicestellen Anlaufstelle für alle Menschen, die im “Behördendschungel” nicht zurechtkommen und Hilfe benötigen, um z. B. Gelder zu beantragen.

Gemeinschaft Menge der Personen in kleinen Gruppen, zum Beispiel die Schulklasse, der Sportverein oder die Dorfgemeinschaft.

Gesellschaft Die Menge aller Menschen in einem Land.

Gesetzliche Betreuung Der Vertreter eines Menschen in bestimmten Bereichen. Eine gesetzliche Betreuung wird meist über ein Gericht angeordnet, wenn ein Mensch Hilfe benötigt, um wichtige Entscheidungen treffen zu können.

Grundsicherung Geld vom Staat für Menschen, die z. B. behindert sind und ihr Geld nicht selbst verdienen können.


H

Hartz IV (hieß früher Sozialhilfe) Geld vom Staat für Menschen, die lange arbeitslos sind und sonst kein Geld haben.

Hilfeplaner Ist bei dem Kreissozialamt angestellt und macht die Hilfeplanung.

Gesellschaft Die Menge aller Menschen in einem Land.

Hilfeplanung (oder Bedarfsfeststellung) Sie wird vom Leistungsträger gemacht und sollte alle Bereiche aufzählen, in denen Unterstützung notwendig ist.


I

ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) Die ICF ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt worden und soll als einheitlicher Standard zur Beschreibung von Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderung dienen.

Inklusion (aus dem Englischen) Eine Gesellschaft, in der Behinderung nichts Besonderes ist.

Integration (aus dem Lateinischen) Bedeutet, dass ein Mensch mit Behinderung gleiche Chancen wie ein nicht behinderter Mensch hat, zum Beispiel einen Arbeitsplatz zu finden.

Integrationsamt Das Amt wird durch die Ausgleichsabgabe mit Geld versorgt und bezahlt damit speziell im Bereich Arbeit für Menschen mit Behinderung Hilfen, z. B. Eingliederungszuschüsse für Arbeitgeber oder eine Arbeitsassistenz.

Integrationsfachdienst Wird vom Integrationsamt bezahlt und sucht für Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze. Meistens werden bisher erwachsene Menschen mit Behinderung unterstützt.


J

Job Coach (aus dem Englischen) Beispiele für die Aufgaben eines Job Coaches:

  • Er besucht mit dem Budgetnehmer verschiedene Firmen.
  • Gemeinsam planen sie die Praktikumssuche.
  • Der Job Coach sucht für den Budgetnehmer Praktikumsplätze, assistiert am Anfang und besucht ihn regelmäßig bei der Arbeit.
  • Er hilft bei der beruflichen Planung, z. B. Fortbildungskurse zu finden
  • Er kümmert sich darum, dass in dem Betrieb ein fester Ansprechpartner für den Budgetnehmer zuständig ist.
  • Er versucht für den Budgetnehmer einen Arbeitsplatz zu finden, an dem er Geld verdient und einen Arbeitsvertrag bekommt.

K

Konferenz Ein Treffen, zum Beispiel in der Schule, bei dem viele verschiedene Tagesordnungspunkte besprochen werden und entschieden wird, was den einzelnen Schüler betrifft, speziell Zeugnisse und Noten betreffend.

Kostenträger (oder Leistungsträger oder Rehabilitationsträger) Zahlt wie das Kreissozialamt zum Beispiel die Eingliederungshilfe. Weiter gibt es die Arbeitsagentur, die Rentenversicherung und einige mehr.


L

Leistungsbescheid Der Bescheid ist ein Brief vom Leistungsträger, in dem steht, wie viel Geld der Budgetnehmer erhält und wofür es bestimmt ist.

Leistungserbringer (oder Anbieter oder Dienstleister) Jemand, der Menschen mit Behinderung unterstützt und dafür Geld bekommt, zum Beispiel der Job Coach oder die Arbeitsassistenz.

Leistungsträger, aktuelle Bezeichnung Zahlt zum Beispiel die Eingliederungshilfe, wie das Kreissozialamt. Weiter gibt es die Arbeitsagentur, die Rentenversicherung und einige mehr.

Lerngruppe Eine Gruppe von Personen, die gleiche Dinge erlernen und sich darüber regelmäßig in der Gruppe besprechen können.


M

Mind - Map Ist wie der PATH-Prozess ein Instrument, um etwas bildhaft zu planen oder darzustellen.


P

PATH - Prozess Kommt aus den USA und bedeutet: Die Zukunft aktiv und hoffnungsvoll planen. Der PATH ist ein Instrument, um seine Zukunft zu planen und die einzelnen Schritte zur Zielerreichung bildhaft darzustellen.

Pauschale Ein Geldbetrag für eine spezielle Sache, z. B. Urlaub oder Einkauf, mit dem man auskommen muss, weil es nicht mehr gibt.

Peer Group (aus dem Englischen). Eine Gruppe von Menschen in einer ähnlichen (Lebens-) Situation. Ein Beispiel sind Menschen mit Behinderung, die demnächst die Schule beenden.

Persönliches Budget Geld für Menschen mit Behinderung, um sich notwendige Hilfe einkaufen zu können.

Persönliche Zukunftsplanung Ein Begriff aus der Sozialarbeit für Menschen mit Behinderung. Sie betrifft die gemeinsame Planung der Zukunft in allen Lebensbereichen wie Freundschaften, Beruf, Freizeit und Wohnungswünsche.

Praktikum (Mehrzahl Praktika) Die Möglichkeit, in einer Firma zu arbeiten und zu lernen. Man verdient kein Geld. Ein Praktikum kann einen Tag oder ein paar Monate dauern.

Projekt Der Versuch, eine neue Idee in der Praxis auszuprobieren. Ein Projekt kann eine Woche dauern (Projektwoche in der Schule) oder mehrere Jahre.


R

Rehaberater Ist bei der Arbeitsagentur angestellt und macht die Hilfeplanung.


S

Sachleistung Ein Begriff aus der Verwaltung. Wenn man dringend notwendige Hilfe bekommt, die Geld kostet, aber die nicht mit dem eigenen Geld bezahlt werden muss. Beispiel: die Operation im Krankenhaus. Das Krankenhaus schreibt eine Rechnung an die Krankenversicherung und diese zahlt dann das Geld. Die Rechnung bekommt man selbst nicht zu sehen.

Schulorientierte Bildung Das Lernen im betrieblichen Berufsbildungsbereich. Die Inhalte richten sich an die praktische Arbeit und die Dinge, die noch verbessert werden müssen, z. B. das Schreiben von Berichtsheften.

Sonstige Beschäftigungsstätte (aus dem Englischen). Ein Platz zum Arbeiten für Menschen mit Behinderung, für die eine WfbM zu anstrengend ist. Man verdient kein Geld.

Sozialraum Der Lebensraum eines Menschen (Stadt, Dorf und Landkreis).

Sozialraumorientierung Bedeutet für Menschen mit Behinderung, dass man Unterstützungsleistungen aus seiner (Lebens- ) Umgebung erhält, und wenn es die nicht gibt, Anstrengungen unternommen werden, dass sie in Zukunft angeboten werden.

Sozialversicherung Gelder, die automatisch vom Gehalt abgezogen werden für die Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Pflegeversicherung und Krankenkasse.


U

Unterstützte Beschäftigung (UB) Eine neue Maßnahme der Agentur für Arbeit zur Teilhabe am Arbeitsleben, die speziell für Menschen mit Behinderung entwickelt worden ist, die für die WfbM zu stark sind, jedoch für eine reguläre Ausbildung oder reguläre Arbeitsplätze noch nicht genug Erfahrung haben. Die UB kann bis zu drei Jahre dauern. Wenn in dieser Zeit ein Arbeitsplatz gefunden wird, kann es eine weitergehende Begleitung durch den Job Coach geben und eine Förderung für den Arbeitgeber. Die unterstützte Beschäftigung ist auch budgetfähig.


V

Virtuell (aus dem Lateinischen). Bekannte Sachen neu machen, ohne persönlich an einem bestimmten Ort zu sein. Zum Beispiel von zu Hause seine Arbeit am Computer erledigen, ohne, dass man in der Firma an seinem Schreibtisch sitzen muss. Das heißt virtueller Arbeitsplatz.

Vollstationär Hilfe und Unterstützung, Tag und Nacht, in einer Einrichtung, wie einem Wohnheim.


W

Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) Ist eine Einrichtung für behinderte Menschen, die (noch) nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten können. Aufteilung WfbM:

  1. Eingangsverfahren (3 Monate, bezahlt von der Arbeitsagentur) Prüfung, ob die Werkstatt das Richtige ist
  2. Berufsbildungsbereich (2 Jahre, bezahlt von der Arbeitsagentur) Erlernen verschiedener Arbeiten und meist ein Tag in der Woche schulischer Unterricht
  3. Arbeitsbereich (kann bis zur Rente gehen, ca. 18 Jahre, bezahlt von der Eingliederungshilfe des Sozialamtes). Arbeit in bestimmten Bereichen, wie Küche oder Garten. In der Werkstatt verdient man nicht mehr als 300€ im Monat.

In seltenen Fällen bezahlt auch die Rentenversicherung oder die Berufsgenossenschaft die Werkstatt für behinderte Menschen, z. B. wenn Menschen nach einem Unfall behindert sind, die vorher einen Arbeitsplatz gehabt haben und jetzt nicht mehr dahin zurückkehren können.


Z

Zielvereinbarung Eine Art von Vertrag zwischen Budgetnehmer und Kostenträger darüber, was man gemeinsam erreichen möchte.


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